Seit Jahren verfällt der monströse Achtgeschosser, in dessen unteren Etagen noch einige wenige Gewerbemieter ausharren. Schon bald soll das Bürohaus abgerissen werden, genauso wie die weitläufigen Industriehallen im Hinterland. Auch die Hochspannungsleitung ist in absehbarer Zeit verschwunden – um Platz zu machen für die »Parkstadt Karlshorst« gleich neben dem »Prinzenviertel«. 1.000 Wohnungen sollen bis zum Jahr 2021 entstehen, wo sich derzeit noch ein Gewerbegebiet befindet. Projektentwickler für das 13 Hektar große Areal ist das skandinavische Unternehmen Bonava, das aus der NCC-Gruppe hervorgegangen ist. »Wir möchten für viele Menschen ein neues Zuhause schaffen, in dem sie sich wohlfühlen«, sagte Bonava-Regionalleiter Helmut Kunze während der Vorstellung eines Masterplanes. Der sieht den Bau von Mehrfamilienhäusern vor, auch sollen ein Supermarkt, eine Kita, eine Schule, eine Drogerie und Büros entstehen. Als Projektentwickler verpflichtete Bonava den renommierten Stadtplaner Prof. Klaus Theo Brenner, von dem bereits die Pläne für die »Gartenstadt Karlshorst« nur wenige Hundert Meter Luftlinie vom Blockdammweg entfernt stammen. Wie dort auch plant Brenner eine grüne Wohnsiedlung mit öffentlichen Parkanlagen und kleinen Mietergärten. »Das Landschaftliche und das Städtische kommen auf optimale Weise zusammen«, sagte Brenner, der die Arbeiten von drei Architekturbüros koordinieren wird. Ihm sei auch an einer anspruchsvollen Architektur gelegen. Berlins Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) zeigte sich bei der Vorstellung von Brenners Masterplan beeindruckt und erleichtert zugleich. »Gefühlte 20 Jahre haben wir uns bemüht, diesen Standort zu entwickeln«, sagte Geisel, der den Prozess einst als Baustadtrat und später als Bürgermeister von Lichtenberg begleitete. Größtes Problem: Für die Nutzung des Areals zu Wohnzwecken musste der Flächennutzungsplan geändert werden. Denn das Gebiet an der Grenze zum Bezirk Treptow-Köpenick war einst als Gewerbegebiet ausgewiesen. Dass dort jetzt 1.000 neue Wohnungen entstünden, sei von überregionaler Bedeutung, sagte Geisel vor dem Hintergrund der nicht enden wollenden Nachfrage nach Wohnungen in Berlin. Vor allem in Karlshorst führe dies zu einem hohen Druck auf dem Wohnungsmarkt. »Wenn man die Preise im Griff behalten will, muss man neu bauen«, sagte Geisel. Weil bei 1.000 neuen Wohnungen die Zahl der Karlshorster zunehmen wird, soll im Zusammenhang mit der »Parkstadt Karlshorst« die viel befahrene Ehrlichstraße in eine Tempo 30-Zone verwandelt werden. »Die Verkehrsberuhigung gehört zu einem kinder- und familienfreundlichen Kiez«, sagte Geisel.
Lichtenbergs Stadtentwicklungsstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) kündigte an, beim Bau einer neuen Schule eng mit dem Unternehmen Bonava zusammenzuarbeiten. Die Idee: Der Projektentwickler und das Land Berlin teilen sich die Kosten für die Investition. Er hofft dadurch, den Bau der neuen Schule parallel zur Wohnsiedlung zu errichten. An die Adresse von Senator Geisel gerichtet, bat Nünthel um Unterstützung von der Landesebene für diese Idee. Für gewöhnlich braucht es bis zu acht Jahre von der Planung bis zum ersten Unterrichtstag in einer neuen Schule. Erfreut ist Nünthel auch darüber, dass die in der Nachbarschaft ansässige Gartenarbeitsschule weiter bestehen bleibt. Mindestens 250 der 1.000 neuen Wohnungen sollen Sozialwohnungen werden, die Kaltmiete dort nicht mehr als 6,50 Euro pro Quadratmeter betragen. Noch einmal so viele Mietwohnungen sind zu ortsüblichen Konditionen geplant. Die restlichen Wohneinheiten werden als Eigentumswohnungen geplant. Nur so lasse sich die Miete für die Sozialwohnungen realisieren, heißt es.