Die meisten der mehr als 50 Spaziergänger waren bereits im Rentenalter – im Kiez leben viele Erstbezieher der Plattenbauten zwischen Sewan-, Mellensee- und Dolgenseestraße. Die Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, was im Quartier geplant ist, nutzte auch die politische Konkurrenz: Ex-Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke), der 2011 im Wahlkreis das Direktmandat holte und es auch diesmal wieder anstrebt, war genauso dabei wie Silke Mock, die für die Linke in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) sitzt und erneut als Kandidatin für das Bezirksparlament nominiert ist.
Wohnen und Einzelhandel
Das Interesse richtete sich vor allem auf die geplante Entwicklung des Dolgensee-Centers, eines noch aus der DDR stammenden Komplexes mit Kaufhalle, Gaststätte, weiteren Handels- und Dienstleistungseinrichtungen sowie Jugendclub. Die Einrichtung an der Dolgenseestraße 8 dümpelt seit vielen Jahren vor sich hin. 600 Wohnungen sollen jetzt dort entstehen, die Nachricht ging im Kiez bereits herum. Stadtrat Nünthel bestätigte und korrigierte zugleich: Etwa 650 Wohnungen plant die Firma OFF Immobilien Beteiligungs GmbH aus Königsbrunn. Der Geschäftsführer und Inhaber Klaus Off hat die Immobilie von den früheren Eigentümern, zwei älteren Herren aus Bayern, gekauft. Die alten Gebäude sollen abgerissen werden, der bezirkliche Jugendclub umziehen. »Klaus Off hat jetzt einen Antrag auf Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens gestellt«, informierte Wilfried Nünthel. »Die Genehmigung dazu gab es in der vergangenen Woche von der Stadtentwicklungsverwaltung.« Nünthel sagte, dass zu einem B-Planverfahren immer auch eine frühzeitige Bürgerbeteiligung gehöre. Eine diesbezügliche Veranstaltung zu den Planungen von Off werde man nach den Sommerferien durchführen.
Extra-Veranstaltung für die direkten Anwohner
»Den direkten Anwohnern wollen wir aber schon früher die Möglichkeit geben, sich darüber zu informieren, was der neue Eigentümer plant«, sagte der Stadtrat. Gemeinsam mit Off werde man sie deshalb bereits am 6. Juli um 18.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung einladen, nur der Ort stehe noch nicht fest. »Er muss mehr als 100 Leuten Platz bieten«, so Nünthel. Man werde aber rechtzeitig informieren – nicht nur durch eine Pressemitteilung, sondern auch durch Aushänge im Kiez. Nünthel erklärte, dass mit dem Investor verabredet sei, einen Supermarkt ins Bauvorhaben zu integrieren. »Welcher, kann aber nicht vorgeschrieben werden.« Bisher ist Kaiser’s im Center ansässig. Insgesamt 3.500 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sind vorgesehen. Der Investor werde sich nach dem sogenannten Berliner Modell auch an den Kosten für erforderliche neue Kita- und Schulplätze beteiligen, erläuterte der Stadtrat. Der Jugendclub Betonoase bekomme an der Dolgenseestraße 60 A einen Neubau, finanziert werde das aus Mitteln des Programms Stadtumbau Ost.
Neuer Kletterspielplatz wird rege genutzt
Nicht nur über Pläne für das Quartier konnten sich die Bürger informieren, sondern auch über jüngst realisierte Vorhaben wie den neuen Kletterspielplatz am Hönower Weg. Dieser entstand in nur neun Monaten Bauzeit und ist für Kinder der Altersgruppe 6 bis 12 Jahre gedacht. Er ist fantasievoll ausgestattet, u.a. mit Kletterstelzen und zwei Kletterfelsen aus Naturstein und einer beidseitig benutzbaren Plexiglas-Kletterwand. »Er wird rege genutzt«, sagte der Stadtrat sichtlich stolz. Nur wenige Meter weiter wird derzeit ein Spielplatz für kleinere Kinder erneuert. »Auch ein Bolzplatz ist dort noch geplant«, informierte Fabian Peter, der als Referent des Stadtrates tätig ist. Der Grünzug, in dem 2014 bereits ein Naschgarten mit essbaren Früchten eröffnet wurde, werde damit als Ort für Freizeit und Naherholung weiterentwickelt. Eine Beleuchtung, wie es Silke Mock in einem Antrag in der BVV verlangt hatte, werde es aber nur auf einem kleinen Teilstück vom S-Bahnhof Rummelsburg bis zu den ersten Wohnhäusern geben, sagte Nünthel. Diese finanziert und realisiert der Senat mit der Firma Berlin Licht. »Im Berliner Grünanlagengesetz steht nicht, dass Parks beleuchtet sein müssen.« Wolle der Bezirk das, müsse er das aus eigenen Mitteln bezahlen – das Geld fehle dann für andere wichtige Aufgaben in der Grünpflege und –unterhaltung. »Es ist also der typische Kompromiss: ein schöner Park, aber die Länge seiner Nutzung am Tag hängt von der Jahreszeit ab«, sagte der Stadtrat.
Jungfacharbeiter werden unbefristet eingestellt
Der Kleinkinderspielplatz am Hönower Weg wird von Azubis des Grünflächenamtes gebaut, erzählte Wilfried Nünthel: »Das ist für alle gut, auch wenn es etwas länger dauert: Die Lehrlinge haben eine abwechslungsreiche Arbeit und der Bezirk spart Geld, das er dann für neue Spielgeräte einsetzen kann.« Nünthel betonte, er freue sich, dass der Bezirk erstmals seit vielen Jahren junge Leute, die im Grünflächenamt ausgebildet wurden, nach der Lehre einstellen kann – unbefristet. »21 Jungfacharbeiter, auch aus anderen Bezirken, bekommen bei uns jetzt eine Anstellung.« Bisher gab es eine solche höchstens für ein Jahr. Wer danach keinen anderen Arbeitgeber fand, musste sich beim Arbeitsamt melden. »Das kann aber nicht Sinn der Ausbildung sein«, sagte Wilfried Nünthel unter großem Beifall der Spaziergänger.