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Kiezspaziergang: mit Fabian Peter und Wilfried Nünthel rund ums Tierpark-Center

Cen­ter soll im Innern umge­stal­tet wer­den
Die­se star­tet erwar­tungs­ge­mäß mit Fra­gen zum Tier­park-Cen­ter. Denn da läuft nicht alles so, wie es die Anwoh­ner gern hät­ten. Fast ein Drit­tel der Geschäf­te ste­he leer, klagt eine Rent­ne­rin, die seit mehr als 50 Jah­ren im Vier­tel wohnt. »Ich bin Erst­be­zie­he­rin«, sagt sie stolz. »Und auch beim Auf­bau des Tier­park habe ich damals geschippt, wie vie­le hier.« Nun sei sie wie ande­re im Wohn­ge­biet in die Jah­re gekom­men. Ob man denn nicht einen der lee­ren Räu­me im Cen­ter als Treff für älte­re Men­schen her­rich­ten kön­ne, fragt sie. Der Stadt­rat infor­miert, dass es einen Eigen­tü­mer­wech­sel gab. Das neue Manage­ment habe sich Ende ver­gan­ge­nen Jah­res im Rat­haus vor­ge­stellt und von Umbau­plä­nen berich­tet. So soll­ten u.a. die Wege­be­zie­hun­gen neu­ge­stal­tet, die Geschäf­te im Innern bes­ser sor­tiert wer­den. »Bei geplan­ten Bau­maß­nah­men ist ein gewis­ser Leer­stand durch­aus manch­mal gewollt«, sagt Nün­thel. Die Anre­gung für eine zeit­wei­li­ge Nut­zung wer­de er aber mit­neh­men und nach­fra­gen, ob sich die Cen­ter-Lei­tung so etwas vor­stel­len kön­ne. »Bleibt das Bür­ger­amt bei der Umge­stal­tung drin­nen?«, fragt ein Mann besorgt. Nün­thel kann ihn beru­hi­gen: Das bleibt im Cen­ter.

Stö­ren­der Beton­fuß, vol­le Papier­kör­be
Weni­ger das Cen­ter als der Weg am neu­ge­bau­ten Kaiser’s-Komplex, in dem es auch einen Blu­men­la­den und eine Gast­stät­te gibt, bewegt eine Frau um die Vier­zig. Sie berich­tet, dass der Gas­tro­nom den mas­si­ven Beton­fuß des gro­ßen Son­nen­schirms auch im Herbst und Win­ter immer drau­ßen vor der Tür ste­hen ließ. Weil dann die Tische und Stüh­le weg­ge­räumt sind, gin­gen Men­schen dort ent­lang – und gerie­ten in eine Stol­per­fal­le. Ob man den Fuß nicht in unter den Geh­weg­plat­ten ein­las­sen kön­ne? Nicht so ein­fach, ant­wor­te­te der Stadt­rat. Denn die bewuss­te Flä­che sei eine soge­nann­te Son­der­nut­zung von öffent­li­chem Stra­ßen­land, also vom Besit­zer der Gast­stät­te gemie­tet. Der eigent­li­che Weg befin­de sich dane­ben. Ob man wenigs­tens etwas dage­gen tun kön­ne, dass die Papier­kör­be immer so voll sei­en? Auch der Blu­men­händ­ler ent­sor­ge manch­mal Grün­zeug dar­in. Fabi­an Peter, der als Refe­rent von Wil­fried Nün­thel im Rat­haus arbei­tet, notiert sich das Anlie­gen. Man neh­me die Infor­ma­ti­on fürs Ord­nungs­amt mit.

Schu­le bekommt Ergän­zungs­bau
Dann geht der Spa­zier­gang rich­tig los. Zunächst gibt es eine kur­ze Infor­ma­ti­on zur neu­ge­bau­ten U-Bahn-Leit­stel­le, einem futu­ris­ti­sch anmu­ten­den Gebäu­de an der Erich-Kurz-Stra­ße mit einer ziem­li­ch bun­ten Fas­sa­de: »Von hier aus wird der gesam­te U-Bahn­ver­kehr in Ber­lin über­wacht«, erläu­tert Fabi­an Peter. Das sind 151 Züge mit 1.400 Wagen, die auf neun Lini­en zwi­schen 170 Bahn­hö­fen unter­wegs sind. Viel­leicht ler­nen ja in der Paul-und-Char­lot­te-Knie­se-Schu­le gegen­über auch schon U-Bah­ner von mor­gen? Die Gemein­schafts­schu­le an der Erich-Kurz-Stra­ße 6–10, die mit dem För­der­zen­trum Sehen/Geistige Ent­wick­lung koope­riert, ist sehr gefragt. Weil es immer mehr Kin­der im Vier­tel gibt, erhält die Schu­le jetzt einen Modu­la­ren Ergän­zungs­bau (MEB). »Nach unse­ren Erfah­run­gen wer­den die MEB von Schü­lern und Leh­rern gut ange­nom­men«, sagt Wil­fried Nün­thel. Die­se Bau­ten sei­en nicht mit den soge­nann­ten Schul­con­tai­nern aus den 1990er-Jah­ren zu ver­glei­chen, son­dern viel moder­ner. »Es sind qua­si vor­ge­fer­tig­te Plat­ten­bau­ten in guter Qua­li­tät.»

Span­nen­de Plat­ten­bau-Rou­te
Apro­pos Plat­ten­bau­ten – prak­ti­sch alle Sti­le des indus­tri­el­len Bau­ens in der DDR fin­den sich in Fried­richs­fel­de, mit der Spla­ne­mann-Sied­lung von 1926 sogar die ers­te Plat­ten­bau­sied­lung Deutsch­lands. Seit Novem­ber ver­gan­ge­nen Jah­res gibt es eine Info­rou­te Plat­te & Co mit einer Län­ge von vier Kilo­me­tern und ins­ge­samt 15 Info­ta­feln: »Wenn Sie also ihrem Besu­ch mal etwas Inter­es­san­tes zei­gen wol­len, machen Sie doch die­sen Spa­zier­gang«, sagt Nün­thel. Die Teil­neh­mer der Kiez­tour ste­hen noch län­ge­re Zeit vor der Infor­ma­ti­ons­ta­fel nahe dem »Pan­ora­ma-Tower« an der Dathe­pro­me­na­de 3. Dort ist das Hoch­haus vor der Sanie­rung zu sehen, es wirkt auf dem his­to­ri­schen Foto nicht nur wegen der Schwarz-Weiß-Auf­nah­me etwas ein­tö­nig. Bei der Moder­ni­sie­rung des Gebäu­des wur­den auch zusätz­li­che Bal­ko­ne ange­bracht, ein gro­ßer Wunsch vie­ler Mie­ter. Auf die Idee mit der Plat­ten­bau-Rou­te, der ein­zi­gen in Deutsch­land (»Die Mar­zahner haben sich geär­gert, dass ihnen so etwas nicht ein­ge­fal­len ist!«), sei ein inzwi­schen pen­sio­nier­ter Mit­ar­bei­ter von ihm gekom­men, erzählt Nün­thel. Und unter Bei­fall der Spa­zier­gän­ger fügt er hin­zu: »Wir woll­ten zei­gen, dass Plat­ten­bau­ten nichts Schreck­li­ches sind, und dass wir auch etwas stolz auf sie sind.«

Han­del und Woh­nen in einem Kom­plex
Neue Woh­nungs­bau­pro­jek­te gibt es im Kiez, der bis an die Sewan­stra­ße reicht, nur weni­ge. An dem frü­he­ren Dop­pel­stand­ort einer Kita in der Erich-Kurz-Stra­ße, die vor eini­gen Jah­ren wegen man­geln­der Nach­fra­ge nach Plät­zen abge­ris­sen wur­de, ent­stand ein moder­nes Wohn­ge­bäu­de. »Heu­te wür­den wir kei­ne Kita mehr abrei­ßen«, sagt Nün­thel. Aber in den 2000er-Jah­ren war die Bevöl­ke­rungs­zahl rück­läu­fig, die Pro­gno­sen gin­gen zudem von einer wei­te­ren Abnah­me aus. Das Gegen­teil traf ein: »Der Bevöl­ke­rungs­wan­del hat das Gebiet erfasst, in Fried­richs­fel­de sinkt das Durch­schnitts­al­ter. Nun brau­chen wir auch hier wie­der mehr Woh­nun­gen, mehr Kin­der­ta­ges­stät­ten und mehr Schu­len.« Neue Woh­nun­gen sind auch an der Sewan­stra­ße bei Aldi geplant. Der Markt, der weit hin­ten auf dem Grund­stück liegt, soll abge­ris­sen und im vor­de­ren Teil neu gebaut wer­den, in einem Kom­plex, der auch ein Wohn­ge­bäu­de ent­hält. Dort, wo es bis auf etwa 50 Meter an bestehen­de Häu­ser her­an­reicht, soll es fünf Geschos­se bekom­men, näher an die Stra­ße her­an acht. Peter infor­miert, dass auch in Neu-Hohen­schön­hau­sen, am Müh­len­grund, eine Kom­bi­na­ti­on Han­del-Woh­nen geplant ist. Die Inves­to­ren dort haben schon eine Bau­ge­neh­mi­gung, Aldi muss erst noch den Bau­an­trag stel­len. »Es könn­te sein, dass wir in Ber­lin die Ers­ten sind, die eine Kom­bi­na­ti­on Han­del-Woh­nen auf die Rei­he brin­gen«, sagt Stadt­ent­wick­lungs-Stadt­rat Nün­thel.

Kei­ne Ver­pflich­tung zum Park­platz­bau
Dass neue Woh­nun­gen gebraucht wer­den, leuch­tet den Tour-Teil­neh­mern ein. Dass aber, wie gegen­über des Tier­park-Cen­ters an der Otto-Schmir­gal-Stra­ße, dafür Park­plät­ze weg­fal­len sol­len, weni­ger. Dort will die Woh­nungs­ge­nos­sen­schaft Vor­wärts, die gera­de ihre Plat­ten­bau­ten im Kar­ree saniert, einen Zehn­ge­schos­ser bau­en. »Und wo sol­len die Autos dann hin?«, fragt ein Mann und beklagt zuneh­men­de Stell­platz­not. Hel­fen kann der Stadt­rat bei die­sem Pro­blem nicht, denn mit einer Ände­rung der Ber­li­ner Bau­ord­nung im Jahr 2003 ent­fiel die frü­he­re Ver­pflich­tung der Bau­her­ren, für Auto-Stell­plät­ze zu sor­gen. Statt­des­sen müss­ten die­se nun je Woh­nung zwei Abstell­mög­lich­kei­ten für Fahr­rä­der nach­wei­sen, so Nün­thel.

Herausgeber: CDU Lichtenberg | 27. Mai 2016

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