Sommer ist in der eigenen Partei umstritten
Die SPD setzt darauf, dass die linke Spitzenkandidatin Evrim Sommer in ihrer eigenen Partei umstritten ist. Als Sommer im Januar von der Linkspartei nominiert wurde, konnte sie nur 57,7 Prozent der Delegiertenstimmen hinter sich vereinen. Ein Grund für das schlechte Abschneiden: Ohne sich mit den Parteigremien abzustimmen, brachte sich Sommer damals als Bürgermeisterkandidatin ins Spiel – und sorgte für Ärger bei vielen Genossen. Und auch heute, zwei Tage nach der Wahl, ärgern sich einige Linke über Sommer. »Sie sieht sich bereits als Bürgermeisterin, obwohl die Personalfragen erst am 8. Oktober in einer Hauptversammlung geklärt werden«, sagt ein Mitglied der Partei. Am Dienstag verärgerte zudem ein Beitrag in der »Berliner Zeitung« die Basis – prominent platziert auf Seite 3 unter der Überschrift »Der Riss durch Lichtenberg«. Das sei ein reiner Selbstdarstellungsartikel, heißt es.
SPD bezeichnet Sommer als »selbsternannte Bürgermeisterin«
Auch die SPD ist verschnupft über die Art und Weise, wie Sommer den Bezirk darstellt. Bereits im Wahlkampf und auch aktuell bemühe sie Begriffe wie sozialer Brennpunkt. Auf Neu-Hohenschönhausen bezogen sagte Sommer der »Berliner Zeitung«: »Dort gibt es Kieze, in denen 50 bis 70 Prozent der Menschen von Transferleistungen wie Hartz IV leben. Es ist eine Gegend extremer Armut.« Indirekt macht Sommer die Sozialdemokraten dafür verantwortlich. »Die Äußerungen von Frau Sommer über den Bezirk sehen wir sehr kritisch«, erklärt der SPD-Kreisvorsitzende Ole Kreins. Außerdem bezeichnete er Sommer als »selbsternannte Bürgermeisterin«.
Genau das kann Sommer jetzt auch in ihrer eigenen Partei auf die Füße fallen. Mehrere Mitglieder der Linkspartei bestätigten am Dienstag unabhängig voneinander, dass Sommer nicht die Rückendeckung aller Genossen besitze. Im Gegenteil: Offenbar ist die Linke in Lichtenberg dabei, noch einmal über die Bürgermeisterpersonalie nachzudenken. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Partei einen anderen Kandidaten aufstellt.
SPD-Bürgermeisterin mit Stimmen anderer Parteien?
Der SPD-Kreisvorstand verständigte sich Montagabend darauf, mit allen Parteien Gespräche aufzunehmen. Mit Ausnahme der AfD solle mit allen anderen Parteien sondiert werden, sagt Kreins. Ein Fokus liegt darauf, das einstige Bündnis zwischen SPD, CDU und Grüne zur Wahl von Birgit Monteiro wieder aufleben zu lassen. Das hat allerdings nur 25 von 55 Stimmen in der BVV; um Monteiro wiederzuwählen wären aber mindestens 28 Stimmen notwendig. »Birgit Monteiro genießt über die Parteigrenzen hinweg Ansehen«, sagt Ole Kreins – und hofft, dass auch einige Linke für Monteiro stimmen werden. Nicht ausgeschlossen wäre zudem theoretisch, dass auch Stimmen von der zwölf Mitglieder starken, neuen AfD-Fraktion kommen könnten. Verhindern können dies SPD, Grüne, CDU und Linke nicht.
Linke: Keine einzige Stimme für Monteiro
Michael Grunst, Chef des Bezirksverbandes der Linken in Lichtenberg, macht der SPD aber keine Hoffnung. »Von uns wird es keine einzige Stimme für Birgit Monteiro geben«, sagt er unmissverständlich. Schließlich habe die SPD das schlechteste Wahlergebnis seit 2001 erzielt. Monteiro selbst erklärte auf Nachfrage von LiMa+, dass sie aber auch bereit wäre, als Bezirksstadträtin und gleichzeitig stellvertretende Bezirksbürgermeisterin ins Rathaus einzuziehen.